28. April 2023 | Artikel drucken | | |

Multi-Carrier-Zugänge als Garanten gegen den Systemausfall

Gerade Unternehmen mit deutschlandweiten Niederlassungen brauchen sichere IT-Strukturen – und verlässliche Redundanzsysteme, wenn die Internetleitung mackt und stottert. Sogenannte Multi-Carrier-Konzepte spielen genau hier ihre Stärken aus.

Schnell noch ein Duschgel bei „dm“ oder „Rossmann“ kaufen? Dazu eine leckere Fertigpizza von „Edeka“ oder die Angebots-Salami bei „Aldi Nord“? Übliche Praxis, Tag für Tag in Deutschland. Nicht aber so im Mai vergangenen Jahres. Da ging deutschlandweit an vielen Kassen von deutschen Discountern, Supermärkten oder Drogerien tagelang gar nichts mehr. Nur noch Bares wurde akzeptiert, die Lesegeräte für alle gängigen Giro, Maestro- oder Kreditkarten hatten aus technischen Gründen ihren Dienst quittiert. Verärgerte Kundinnen und Kunden standen ratlos ohne Bargeld und mit nicht-funktionierenden Karten vor den Kassen. Ursache für die Störung war laut Zahlungsanbieter Payone ein Zertifikatsfehler innerhalb bestimmter Versionen der von Verifone bereitgestellten Software.

98,5 Prozent Netzverfügbarkeit bedeuten mehr als fünf Tage Ausfall

Das Beispiel zeigt: Angesichts der zunehmenden Automatisierung und Digitalisierung gerade im deutschen Einzelhandel steigen zugleich auch die Risiken für die Händlerinnen und Händler. Wenn mal etwas nicht läuft, droht am Ende der gesamte Laden lahm zu liegen. Da hilft es auch nicht, wenn etwa DSL-Anbieter ihren Business-Kunden eine Verfügbarkeit der Services etwa von 98,5 Prozent versprechen. „Niemand bietet mehr. Im Umkehrschluss heißt das: Die Leitung darf insgesamt an fünfeinhalb Tagen im Jahr tot sein – und der Vertrag ist damit trotzdem erfüllt“, sagt Sascha Korten. Er ist Director Solutions Sales bei Ostertag DeTeWe. Das Unternehmen agiert als Systemhaus für cloud-basierte und vor Ort betriebene ITK-Lösungen und Systemintegration in Deutschland. Rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an bundesweit 14 Standorten betreuen vor allem mittelständische Unternehmen bei der Modernisierung ihrer ITK-Systeme.

„All-IP“ erweist sich als Nadelöhr

Fünf Tage kein Netz – das kann für ein Unternehmen im Handelsbereich schnell zu einer existenzbedrohenden Krise werden. Vor allem die an sich gut gemeint „All-IP“ macht die Kommunikationsinfrastruktur von Handelsfirmen so anfällig.

In den meisten Unternehmen werden heute verschiedene Leitungen benötigt – im Handel zum Beispiel für das Einlesen der Barcodes an der Kasse, die Abwicklung des Zahlungsverkehrs, die Kommunikation zwischen Unternehmensbereichen, für die Steuerung elektronischer Preisschilder oder für ein Kunden-WLAN. „Alle diese Prozesse wurden früher über Einzelleitungen gelenkt. Heute nutzen viele Handelsunternehmen All-IP, also eine Gesamtleitung, die in verschiedene Unterleitungen aufgeteilt ist. Das Problem: Solch eine Lösung ist umso störungs- und ausfallanfälliger, desto mehr Dienste sie bündelt“, erklärt Korten.

Weil es so unkompliziert scheint, setzen Unternehmen alles auf eine Karte: die All-IP, die alle Anwendungen in einer Leitung vereint. Das geht aber nur solange gut, solange die Leitung störungsfrei ist. Fallback-Lösungen in Gestalt sichernder Redundanzsysteme fehlen meist. „Fällt die All-IP-Gesamtleitung aus, kommt der Betrieb in sämtlichen Filialen fast vollständig zum Erliegen. Weder Scanner-Kasse noch Lesegeräte für Kartenzahlungen funktionieren“, warnt Ostertag-Experte Korten.

Ein sicheres System – gerade für deutschlandweit verzweigte Handelsketten, die Systemgastronomie, andere Franchise-Ketten oder Fitnessstudios – erfordert dagegen ein stimmiges und abgesichertes Gesamtkonzept. Deren Basis sind redundante IT-Strukturen, die dann genutzt werden können, wenn die Hauptleitung ein Problem bekommt.

Diversität macht Aufbau von Redundanzsystem herausfordernd

Korten weiß aber auch um die größte Herausforderung bei regional sehr verzweigten Geschäftsmodellen: „Wer in verschiedenen Bundesländern Niederlassungen betreibt, der kooperiert aufgrund der Verfügbarkeit oder schlicht wegen des geltenden Aktienrechts mit vielen unterschiedlichen Netzbetreibern. Ausgerechnet diese Diversität gestaltet den Aufbau von Redundanzsystemen schwierig. Denn meist sind die Anbieterpakete nicht kompatibel.“

Die Antwort auf diese Herausforderung lautet: Multi-Carrier-Konzepte. Hier werden sämtliche Dienstleistungen anbieterübergreifend gebündelt. Dank der Kooperationen sind damit Internetzugänge und Standortvernetzungen überall in Deutschland möglich. „Bei der Auswahl eines Multi-Carrier-Konzepts sollten Unternehmen allerdings darauf achten, dass tatsächlich alle großen Infrastrukturunternehmen zu den Partnern gehören. Zudem sollte der Anbieter auf eine möglichst große Anzahl von kooperierenden Serviceprovidern zurückgreifen“, sagt Korten.

Quelle Titelbild: Freepik

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