Glas-Chips sollen Rechenzentren wesentlich effizienter machen
Weltweit entstehen immer mehr Kraftwerke, um den wachsenden Energiehunger von Rechenzentren zu stillen. Im Sinne von Green IT wäre es aber, stattdessen die Effizienz der Rechenzentren zu steigern. Eine Möglichkeit: Silizium als Speichermedium durch Glas-Chips zu ersetzen.
Schlechte Nachrichten für Freunde der DVD. Wie Warner Bros. gerade bestätigte, sind viele davon, besonders die aus den Jahren 2006 bis 2008, buchstäblich am Verrotten. Glas gilt dagegen lange schon als möglicher Kandidat, um Text, Bild-, Ton- und Videodaten für die Ewigkeit zu bewahren.
Ein Beitrag der Euronews-Rubrik „The Big Question” lässt nun hoffen, dass Glas in Verbindung mit Photonik die Antwort darauf sein könnte, wie Rechenzentren durch das alternative Speichermedium effizienter werden. Ziel ist, dass damit nicht ständig neue Kraftwerke nötig sind, um ihren Energiehunger zu stillen. Und gleichzeitig auch die Kosten gesenkt werden.
Denn laut der Internationalen Energieagentur entfallen auf Rechenzentren derzeit schon etwa 1,0 bis 1,5 Prozent des weltweiten Stromverbrauchs. In Irland mit den vielen Data Centern dort sind es sogar 20 Prozent. Wenn die Kapazitäten weiter derart wachsen, würden alle Rechenzentren zusammen 2026 schon etwa 1.000 Terawattstunden an Strom im Jahr verbrauchen und damit in etwa so viel wie Japan.
Chips aus Glas haben kaum Kühlbedarf
Eine Herausforderung, welche sich mit dem Einsatz von Photonik und Glas als alternativem Material für entsprechende Chips lösen lässt. Photonik-Chips arbeiten mit Licht statt Strom, um Daten zu verarbeiten und zu speichern. Sie finden aber nicht nur in der Datenkommunikation vielfältigen Einsatz, sondern auch als Lab-on-a-Chip- oder kurz LOC-Geräte für das Health-Bereich etwa oder auch beim autonomen Fahren und im Ingenieurswesen. Der Weltmarkt für Photonik hatte 2024 bereits ein Volumen von 983,5 Milliarden Dollar (906,6 Milliarden Euro) und soll bis 2032 laut Fortune Business Insights auf 1,642,6 Milliarden Dollar ansteigen.
Google ist derzeit das einzige Unternehmen, das Photonik schon in großem Stil einsetzt. Der Tech-Gigant und Hyperscaler konnte so den Energieverbrauch der eigenen Rechenzentren um 40 Prozent senken – und sehr viel Geld für die Einrichtung der Netzinfrastruktur sparen. Das Mailänder Unternehmen Ephos stellt solche Photonik-Chips her und ist ein revolutionärer Akteur der Branche, weil es das Silizium in seinen Chips durch Glas ersetzt. Allerdings würde Google aktuell nur Silizium-Chips einsetzen, so CEO und Unternehmensgründer Andrea Rocchetto in dem Videobeitrag von „The Big Question“. Glas-Chips wären demgegenüber 20 Mal energieeffizienter.
Ephos verspricht 50 Prozent Einsparungen
„Wir bauen Chips aus Glas. Glas hat eine besondere Eigenschaft. Es ist das gleiche Material, aus dem Glasfasern hergestellt werden. Indem wir das gleiche Material wie für Glasfasern verwenden, können wir eine Art von Signalverlust minimieren, der auftritt, wenn man eine Glasfaser und einen Chip zusammenklebt“, führt der Ephos-CEO weiter aus. Die Glas-Chips seines Unternehmens würden auch bei Raumtemperatur arbeiten.
Das bedeutet deutlich weniger Kühlaufwand, womit die Unternehmen beim Bau neuer Rechenzentren auch weniger von Ländern oder Regionen abhängig wären, wo es wie in Irland, Island oder im Norden Skandinaviens von Hause aus kälter und die Kühlung mehr oder weniger umsonst ist.
Zehn Prozent der Energiekosten eines Rechenzentrums würden auf die Vernetzung entfallen, 40 Prozent auf die Kühlung. „Durch den Einsatz von Photonentechnologien wie der von Ephos können also rund 50 Prozent der Kosten eingespart werden“, so Rocchetto.
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